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Mittelaltermarktmusik oder Sackpfeifenkakaphonie, wie sie so manche boese Zunge hinter vorgehaltener Hand auch gerne nennt, ist Trend. Trends neigen dazu aufgrund ihrer unabstreitbaren Eigenschaften eben auch als Trend wahrgenommen und infolgedessen von aeusseren Faktoren bis zur voelligen Entfremdung verzerrt zu werden. Es ist schon fuer manchen Geschichtspuritaner schwer, wenn Musiker fuer sich selbst in Anspruch nehmen, historische Mittelaltermusik zu machen. Gaenzlich fuer Kopfschuetteln sorgt jedoch vor allem aber die traurige Tatsache, dass die breite Masse die Kombination von Dudelsaecken, E-Gitarren-Riffs und einer von Leinwandrittern inspirierten Sprache landlaeufig mit mittelalterlicher Musik gleichsetzen. Das Bandzweigespann VAN LANGEN und DES TEUFELS LOCKVOEGEL vereint diese beiden sehr unterschiedlichen Positionen in einer einzigen Besetzung. VAN LANGEN uebernehmen hierbei den Part der Mittelalter Rock -Band, waehrend DES TEUFELS LOCKVOEGEL Marktmusik mit viel Herz produzieren, die wesentlich lockerer daherkommt als die teilweise recht verkrampft wirkenden Kompositionen von VL. Der Name DES TEUFELS LOCKVOEGEL stammt von dem gleichnamigen VAN LANGEN Album aus dem Jahr 1999, das musikalisch auch die Linie der heutigen LOCKVOEGEL vorwegnimmt und der offensichtliche Ausloeser der mittlerweile abgeschlossenen konzeptionellen Trennung der beiden Bands war. Natuerlich nur rein musikalisch, bleibt die personelle ueberschneidung doch mit Herrn Van Langen selbst weiterhin gegeben. Neun lange Jahre sind seit „Des Teufels Lockvoegel“ vergangen, neun Jahre, in denen die LOCKVOEGEL drei weitere Alben veroeffentlicht haben. „Schwarze Kunst“ ist nun Album Nummer fuenf und wirkt so unverbraucht wie das Debuet, mit dem kleinen Unterschied, dass die Musik der LOCKVOEGEL gereift und der Selbstfindungsprozess spaetestens jetzt vollends abgeschlossen ist. Magische Marktmusik mit einer sehr mittelalterlichen Bildsprache und vor allem deutschen Texten, die nicht in einem grossen Fass Pathos qualvoll ertraenkt wurden. Ein wenig kitschig geht es gelegentlich dennoch zu, meist in Form der zehn „Sprueche“, welche die uebergaenge zwischen den einzelnen Liedern markieren. In Anbetracht des sonst Gebotenen versprueht das jedoch wesentlich mehr Charme als Scham. Bei „Der Alchimist“ oder „Schwarze Kunst“ harmonieren Pauken, Trommeln, Dudelsaecke und der sprachrhythmisch aussergewoehnlich gut geloeste Gesang fast schon unheimlich gut und unterstreichen zusammen mit dem treibenden „Tempus Est Iocundum“ die nicht nur farbliche Vielfalt des Gefieders der LOCKVOEGEL. Durch eher atmosphaerische Beitraege heben sich die LOCKVOEGEL zusaetzlich sogar noch ein bisschen vom allzu typischen Mittelaltermarkt-Sound Anno 2008 ab, was Querhoerern sehr entgegenkommen duerfte. Als aussergewoehnlich bezeichnen kann man „Schwarze Kunst“ nicht, aber der Longplayer sorgt immerhin fuer einiges an Curzweyhl . DES TEUFELS LOCKVOEGEL haben etwas seltenes vollbracht: Nach langer Zeit werde ich wohl doch einmal wieder den einen oder anderen Mittelaltermarkt besuchen, ein bisschen Met trinken und hoffen, sie nach langer Zeit einmal wieder live erleben zu koennen.
Andy (23.06.2008)