Magister Rother
Unsere kleine schwarze Messe gilt heute einer neuen Albumveroeffentlichung: Er ist wieder da, Marcus van Langen, der Leibhaftige, der (Selbstaussage) singende Hexenmeister. Carmina Mystica, das aktuelle Album von Des Teufels Lockvoegeln vereint ein weiteres Mal van Langen und seine Spezies, die legendaere Mandragora Sabine Stelzer und Achim Ederle, den sanften Barbaren.
Die Tracklist dieser Veroeffentlichung voller mystischer Lieder, verknuepft durch Zitate aus Sebastian Brants „Narrenschiff, ist auf den ersten Blick so mystisch nun gar nicht. Sie vereint Vieles, das sich in der Szene der mittelalterlich inspirierten (Markt)musik seit vielen Jahren Beliebtheit erfreut, vom oft eingespielten Saltarello ueber eine Komposition des kastilischen und deutschen Koenigs Alfonso il Sabio bis zu Oswald von Wolkenstein. Doch van Langen waere nicht van Langen und seine Lockvoegel waeren nicht seine Lockvoegel, gelaenge es ihnen nicht, dem von x mehr oder minder authentischen Ensembles eingespielten Liedgut eine ganz eigene, finstere Facette abzugewinnen. Mit unueberhoerbarer Spielfreude sind sie dabei, das ist nichts Neues. Doch staerker als zuvor beweisen die Lockvoegel auf dieser Veroeffentlichung, dass sie sich auch auf die leiseren Toene, die Zwischentoene, auf das Angedeutete und das Zwischen-den-Zeilen-Lesen verstehen, sei es bei dem Pseudo-Neidhart-Text „Meie din lichter schin“, in der respektvollen Rekreierung von Friedrich von Hausens „Mir ist daz herze wunt“, oder in dem uralten eichsfeldischen Weihnachtslied „Maria durch ein Dornwald ging“, mit gekonnt minimalistischer Teufelei ins Gegenteil verdreht: Mit exakt solchen Verdrehungen hat bekanntlich auch historische Hexenmeister-Praxis gearbeitet. – Welcome back, Lockvoegel!