CARMINA MYSTICA
Orkus 04. April 2005
Einige Monate war es recht ruhig auf dem mittelalterlichen Musikmarkt. Doch nun melden sich der „singende Hexenmeister“ und seine Lockvoegel mit ihrem neuen Album Carmina Mystica zur Stelle und durchbrechen die Steille mit unerschuetterlichem Spiel. Gnadenlos verbreiten van Langen, die Mandragora Sabine Stelzer und der sanfte Barbar Achim Eberle in gewohnter Manier des Minnesang Marktstimmung und lassen erhoffen, dass das bunte Treiben bald beginnt. Doch des Teufels Lockvoegel waeren nicht seine Lockvoegel, wenn sie nicht ihre eigenen kleinen, teuflisch gut verpackten Anspielungen und Eigeninterpretationen schon laengst ausgelutschten Liedgutes neu verruehren und eine frische wuerze hinzufuegen wuerden. Dabei bedienen sie sich nicht nur vielerseits bekannter und beliebter Stuecke, sondern untermalen die teils froehlichen, teils romantischen Klaenge mit Versen des Stadtschreibers, Dichters und Kuenstlers Sebastian Brant (1457-1521) der mit seiner satyrischen Bibel – das Narrenschiff (1494) der Gesellschaft einen Spiegel vor die Nase haelt. Auch van Langen und seine Bandkollegen lassen sich die Chance nicht entgehen, mit dem Zaunpfahl zu winken: „€žDie Welt lebt ganz in finstrer Nacht und muss in Dummheit blind verharren- die Strassen, Gassen voll von Narren“ – auch oder gerade in der heutigen Zeit noch ein wahres Wort?